Orange und Gelb

Der Unterschied zwischen Geschäft und Gefühl… es hat lange gedauert bis ich ihn bemerkt habe, so unauffällig und versteckt liegt er verborgen zwischen den roten Dreiecken und den weißen Pfeilen. Er manifestiert sich als sonnengelbe Welle mit zweieinhalb Bögen oben und unten. Manchmal alleine, manchmal zu zweit oder dritt.

Am Anfang ist Orange. Natürlich, es ist immer orange, je intensiver umso besser, nichts ist schlimmer als ein fahles, matschiges Orange wie von halb verschimmelten Obst. Schön und leuchtend muss es sein, wie rötlicher Ocker oder besser: wie Safranfäden.

Aber Eintönigkeit ist langweilig, das Orange muss leben, es muss verschiedene Tönungen haben, gelblicher, rötliche Schlieren die um einander wirbeln sich verknoten und verzwirbeln wie Wolken oder Farbe im Wasser.

Und dann kommen die anderen Farben.

Meistens fängt es harmlos an mit etwas Blau. Blaue, große und diffuse Kreise welche plötzlich auftauchen, in tiefen Nachtblau, dann heller werden, Kornblumenblau und dann langsam Ultramarin. Dann bleichen die Kreise aus und verschwimmen im Orange. Aber meistens gibt es dann schon den nächsten neuen, nachtblauen Kreis in meinen Blickfeld an einer anderen Stelle. Es ist schön, ich mag dieses Farbspiel und das allmähliche Verblassen und es ist bis jetzt, zwischen uns, auch noch nicht passiert das alles blau wurde. Wenn alles blau wird ist es vorbei, die Stimmung, das Gefühl und die Lust, dann hilft nur noch Schreien und bis dann das Orange zurückkehrt dauert es lange.

Aber irgendwann wird es ihm auch langweilig mit dem Blau und er wechselt die Farbe.

Es ist witzig das die roten Dreiecke genauso auftauchen wie das was sie verursacht, sie tropfen ganz einfach in das Orange und laufen herunter, aus anfänglichen kleinen Quadraten werden dann längliche, schmale Dreiecke, meist in Grüppchen, oder Rudeln, wie stilisierte Wunden von Klauen eines Tieres im tiefen Blut- oder Weinrot und sie bewegen sich nicht, sie ändern ihre Form nicht mehr, sie verblassen nur. Recht schnell den man gewöhnt sich schon nach Sekunden daran und nur neue Reize schaffen neue Dreiecke.

Aber meist ist einen dann nach etwas anderem. Zum Beispiel Grün. Es ist leider kein reines, klares Grün sondern eher das Grün von Blumenstängeln, Margerite zum Beispiel oder Gänseblümchen, mit einem leichten Stich ins erdige, aber nicht ganz so stumpf wie Olivgrün. Nur je nachdem wie fest es sitzt, umso dunkelgrüner wird es, nimmt es die Farbe von alten Tannennadeln an sollte ich allerdings etwas tun denn dann ist es so fest, dass das Blut stockt und nicht mehr ungehindert weiterfließen kann. Dieses Grün nimmt die Form länglicher, gleichmäßig dicker Streifen an, sie winden sich langsam und wie ich beobachten konnte, beeinflusse ich dieses winden mit meinen eigenen Bewegungen. Halte ich still, ist das Grün einfach da, bewege ich mich, bewegen sich auch diese Streifen wellenartig, bewege ich mich stärker, werden sie länger und dicker, synchron dazu ziehen sich andere Dinge fester, das Grün dadurch wiederum stärker und dunkler. Ein (Teufels)kreis.

Violett ist auch eine gefährliche Farbe, die gerne zu Schwarz wird, aus diffusen, verlaufenden Wellenlinien  und Blütenformen werden schnell schwarze kleine Punkte und die bedeuten nichts anderes als das ich kurz davor stehe ohnmächtig zu werden, man kann dabei zusehen wie sie immer mehr werden bis schließlich alles Schwarz wird und das Träumen anfängt.

Violet macht Spaß, aber die Dosis ist ganz entscheidend, in den meisten anderen Lebenslagen würde ich lieber kaum etwas davon sehen, geschweige den Schwarz, deswegen Rauche ich nicht, das Schwarzviolett des Rauchens ist in übrigen ein ziemlich hässliches, es kommt mit unangenehmen kirschroten Pünktchen daher.

Im Gegensatz dazu steht Weiß. Weiße Dächerformen oder Pfeile sind ein Anzeichen dafür das es besser nicht ein könnte, das man mehr will.

Und irgendwo zwischen den Weißen Pfeilen und den roten Dreiecken verbergen sich die gelben Wellen, ich frage mich wirklich was sie gerade dort machen, beim Küssen habe ich sie noch nicht gesehen, aber vielleicht ist es mir auch nur nicht aufgefallen? Ich sollte mehr darauf achten was ich sehe.

Generell bin ich überrascht, auch wenn sie sich verstecken, es ist das erste nicht körperliche Gefühl das ich sehen kann. Trauer, Zorn, Hass und andere Gefühle sehe ich nie, vielleicht noch nicht, aber eben diese Sonnengelben Wellen.

Sie sind schön und es freut mich wirklich, wirklich das sie da sind den sie sind der letzte Beweis dafür das es nicht nur ums Geschäft geht, sondern um echte Gefühle, auch meinerseits. Endlich. Gelbe Wellen.

Aber sie bleiben nicht lange, den  irgendwann, wird alles Weiß, löst sich jede Farbe, jedes Empfindung in reinem Weiß auf und dann wacht man auf, dann ist alles vorbei und man liegt da und ist einfach nur noch glücklich, atmet tief durch, holt sich etwas zu trinken, schläft seinen Gefühlsrausch aus oder…

Man wartet und fängt noch mal mit dem Farbenmischen an.

Am Anfang ist Orange….

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