Im Schein des Feuers

“Man sagt Euer Lieblingswort sei Verrat,” sagte sie zögerlich.

“Verrat? Aber nein. Nein. Es ist Grausamkeit. Ich habe immer empfunden es klingt irgendwie – edler. Ich habe nicht die Absicht ihre Vorurteile zu nehmen. Im Gegenteil. Ich möchte, dass sie all ihre eherne Ansichten, Ziele und Tugenden behalten und dennoch nicht in der Lage sind sich zu beherrschen. Ich warte stets auf die Erregung, wenn ich ihnen zuschaue wie sie all das, was ihnen von größter Wichtigkeit ist, verraten,” antwortete die Andere mit einem ruhigen süffisanten Schmunzeln während sie an ihrem Wein nippte.

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Sie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände. Die, die am meisten die Liebe verdienen, werden von ihr am seltensten glücklich gemacht,” hauchte sie leise. Er vergrub sein Gesicht an ihren Handflächen, sie spürte wie seine Tränen ihren Ballen herunterrannen.

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Hart schlug der Rohrstock auf ihre Handflächen. Sie biss die Zähne zusammen als der Schmerz wie eine Explosion ihre Arme hoch wanderte.

“Ich…ich werde sofort gehen.”

Erneut zischte das Holz auf die Haut. Narben würden keine sichtbar sein. Nie hatte sie eine körperliche Strafe so bekommen, dass es ihrem Körper anzusehen gewesen wäre. Sie biss sich auf die Lippen. Das Rot würde später nur als sinnlich wahrgenommen werden.

“Und du wirst erfolgreich sein. Ich will nicht noch einen Katalog an Inkompetenz ertragen müssen.”

“Natürlich, Herr.”

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Im Dunkeln verzerrte sich ihr Gesicht. Nur der Schein des Feuers war Zeuge. Sie erinnerte sich. Grausamkeit, Verrat. Beides….beides. Ehre, Willensfreiheit, Glück, Zuneigung – Fremdwörter in Anbetracht von Loyalität. Es war der Preis für sie, für ihr Leben, für beide Männer. Die Bürste glitt sanft durch ihr helles Haar welches ihre Stirn weich umschmeichelte und sich federleicht auf ihren Schultern wiederfand. Doch nichts an ihr war weich, die Last auf ihren Schultern weit ab von der Ähnlichkeit mit einer Feder. Sie wusste, der Tag würde kommen wo der Tribut gefordert werden würde. An diesem Tage würde sie in ihrem Blut liegen, entweder das Blut des Geschneidenwerdens oder das Blut ihres Körpers. Es war nur eine Frage der Zeit. Bis dahin hieß es weiter machen. Immer weiter, immer aufrecht, immer lächelnd.

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